Viertes Reich 5. August 1998

Karl Marx und die deutsche Philosophie


Die in der Aula geführte Debatte über Karl Marx zwischen den Standpunkten der Autoren Löw/Romig (5/97), Girtler (9/97) und Golowitsch (12/97) hat sich auf die Persönlichkeit Marxens kapriziert und völlig vermieden, das Hauptwerk des Theoretikers Marx auch nur zu berühren. Damit hat man sich selber vom Verständnis des Grundes der gegenwärtigen Marx-Renaissance abgeschnitten, die sich allein auf Das Kapital stützen kann.

Außerdem hat die Debatte den Sozial-Antisemitismus des Juden Marx gegen ihn selber als zu erhebenden oder zu entkräftenden Vorwurf instrumentiert und daher die gegenwärtig herrschenden Denktabus und Kritikschablonen verstärkt, anstatt sich über sie souverän hinwegzusetzen. Weil es heutzutage keine öffentlichen Judenfeinde geben darf, gibt es in Wahrheit auch keine Judenfreunde. Wer den Haß verbietet, der hat die Freiheit nicht weniger unterdrückt, als wer die Liebe ächtet.

Selbstredend war Marx ein kulturdeutscher Antisemit, aber eben auch ein Blutsjude, der alttestamentarisch hassen konnte und z.B. Österreich ganz besonders üble Finanzjuden an den Hals gewünscht hat. Die Menschen allgemein sind widersprüchliche Wesen, und Marx war es in außergewöhnlichem Maße: Als systematischer Theoretiker war er ein deutscher Philosoph, als Praktiker und Programmatiker dagegen ein jüdischer Gewalt- und Machtideologe der besonders staatsfeindlichen und antipolitischen Art. Der Marxismus als jüdische Gewaltideologie ist in Rußland und ganz Osteuropa blamabel gescheitert, und zwar zuguterletzt an der mitteldeutschen Einigungsbewegung von 1989; der Marxismus als deutsch-systematische Theorie des Kapitalismus hingegen ist durch den Triumph der kapitalistischen Plutokratie des Westens über die kommunistische Despotie in Osteuropa glänzend bestätigt worden.

Der deutsche Marx hat recht behalten, der Kapitalismus war die Weltrevolution, die alle vorkapitalistischen und reaktionär-antikapitalistischen Gesellschaftsformen hinweggefegt hat. Dieser Erfolg als Theoretiker war Marx beschieden, weil er sich zur deutschen Philosophie und ganz besonders zum Deutschen Idealismus streng epigonal verhielt und sich jede originär jüdische Gedankenzutat (außer dem Ausrutscher der „Expropriation der Expropriateure“ im 23. Kapitel des ersten Kapital-Bandes) verkniff. Die Sieben gegen Theben waren zwar originell, aber erst ihre Epigonen auch erfolgreich.

Karl Marx war ein jüdischer Verbrecher und ein deutsches Genie. Dem Genie ist die deutsche Treue zu halten, die literarischen Verbrechen des jüdischen Ideologen aber sind verjährt. Die konservativen Schätzungen der russischen Regierung über die Zahl der Menschenopfer, die in Anwendung der jüdisch-marxistischen Gewaltideologie in der Sowjetunion gebracht wurden, belaufen sich auf sechzig Millionen. Dieses Verbrechen übertrifft noch das des Mongolensturms und ist damit singulär in der Weltgeschichte überhaupt. Es hätte ohne die willige Hilfe des ganzen Weltjudentums nicht ausgeführt werden können.

Als deutsches Genie hat Karl Marx den ganzen Deutschen Idealismus beerbt und mit dem Kapital, seinem Hauptwerk, den letzten und ausgereiftesten Systementwurf der idealistischen Bewegung vorgelegt. Schon seinen systembegründenden Begriff der Ware als Einheit eines Gebrauchswertes (oder -gegenstandes) mit seinem Tauschwert hat er getreulich aus Hegels Rechtsphilosophie (1821) abgekupfert, wo in § 40 das Recht als Einheit eines Besitzes mit seinem Eigentum bestimmt wird. Weil jedes Recht auch eine Ware und jede Ware auch ein Recht ist, hat Marx eine grundlegende Übersetzungsarbeit des juridischen in den politökonomischen Grundbegriff geleistet, aus dessen Selbstbewegungen er sein System aufbaut und in seiner reflexionslogischen Wertformenlehre über Hegel hinausführende Resultate in Gestalt einer exakten Gelddeduktion erhält, die ihm die genaue Unterscheidung zwischen Wesen und Funktion (Erscheinung) des Geldes gestattet und das Kapital als selbstbezügliche Geldfunktion demonstriert.

Implizit hat Marx mit seiner Gelddeduktion aus der Warenwelt auch die Ableitung des öffentlichen Rechts aus der Welt der Rechte und die Staatsdeduktion aus der Welt der juristischen Personen geliefert, obwohl er keine Staatstheorie verfaßt hat. Von Hegel hat Marx auch die Theorie der Verelendung in der bürgerlichen Gesellschaft übernommen, nicht aber das Konzept des Staates als Wirklichkeit der sittlichen Idee, als Dasein Gottes auf Erden.

Die Autoren Löw/Romig meinen, Marxens ökonomische Theorie ließe sich mit einem legeren Verweis auf die herrschende Meinung der Universitätsökonomie erledigen. Die Qualität der schulökonomischen Marx-Rezeption ist aber unter aller Kritik. So etwa kann man folgenden Vollunfug lesen: „Die Ware Arbeit ist nun nach Marx die einzige, bei der Gebrauchs- und Tauschwert voneinander abweichen können, und zwar übersteigt der Gebrauchswert den Tauschwert der Arbeit.“ (Klassiker des ökonomischen Denkens. II. Von Marx bis Keynes, ed. Starbatty, München 1989) Das bedeutet, daß die Universitätsökonomie noch nicht einmal das erste Kapitel des Kapitals versteht. Sie kann es nicht verstehen, weil ihr die philosophische Allgemeinbildung mangelt, die sie erkennen ließe, daß Das Kapital steht und fällt mit dem Begriffskonzept des Deutschen Idealismus im besonderen und dem krafttheoretischen Denken der deutschen Philosophie im allgemeinen.

Den einzigen Schwachpunkt in Marxens System hat die Universitätsökonomie natürlich auch nicht entdeckt. Er besteht darin, daß beim Wert der Arbeitskraft nicht die Arbeitswerttheorie angewandt, sondern der Preis der Konsumtionsmittel als Wertbestimmer unterstellt worden ist. In Korrektur dieser Inkonsequenz habe ich den dritten, arbeitskraftproduzierenden Sektor in die Kritik der politischen Ökonomie eingeführt und die darin mögliche Mehrarbeit, deren pädagogisches Mehrprodukt unter Umständen auch als Lohnzuwachs realisierbar ist, als Konsumtionsrente, die nicht mit Alfred Marshalls Konsumentenrente zu verwechseln ist, postuliert (Das Gesetz des Gesamtnutzens, 1981).

Kants Generalfrage lautet: „Wie sind synthetische Urteile a priori möglich?“ (KdrV,B19) Man urteilt Begriffe analytisch, wenn lediglich die mit ihnen schon gegebenen Bestandteile aufgedeckt werden, und man urteilt den Begriff synthetisch, wenn mehr als das mit ihm Gegebene herauskommt, also ein Mehrwissen entsteht. Bei aposteriorisch-synthetischen Urteilen unterstellt Kant die Herkunft dieses Mehrwissens aus der Erfahrung, bei apriorisch-synthetischen Urteilen aber komme das Mehrwissen – das geistige Mehrprodukt des Erkenntnisprozesses – aus dem Erkenntnisvermögen. Das Erkenntnisvermögen als geistige Arbeitskraft ist dem Erkennen, der geistigen Arbeit, transzendental, aber nicht transzendent, also nicht jenseits von Raum und Zeit.

Das Mehrwissen oder der Erkenntniszuwachs aus Erkenntnisprozessen, die zu synthetischen Urteilen a priori führen, hat bei Kant also seine Quelle im Erkenntnisvermögen. Marx verallgemeinert das Transzendentalapriori aus Kants Kritik der reinen Vernunft in seiner Kritik der politischen Ökonomie auf alle Arbeitsprozesse und die in ihnen mögliche Mehrarbeit, die sich in einem Mehrprodukt mit einem Mehrwert vergegenständlicht, der sich am Markt als Geldpreis realisieren muß. Das Transzendentalapriori der Marxschen Ökonomie ist die menschliche Arbeitskraft überhaupt. Wer die Marxsche Mehrwerttheorie angreifen will, der muß Kants synthetische Urteile a priori aushebeln, oder uns zumindest vorführen, wie er das Ding-an-sich erkennt.

Fichte wollte Kantianer ohne das Ding-an-sich sein, hat sich den Atheismus-Vorwurf zugezogen und war ein beinharter Sozialist, Nationalist und Arbeitstheoretiker, der Eigentum nur als Arbeitsmonopol, nicht aber als Besitzmonopol, anerkannte. Von Schelling hat Marx die Naturtheorie und von Hegel auch noch die Dialektik übernommen. Wer sich theoretisch mit dem Kapital anlegt, steht nicht nur gegen den ganzen Deutschen Idealismus, sondern mindestens noch gegen die Leibnizsche Monadologie.

Kapitalismus heute funktioniert wie im Kapital dargestellt. Die Alte Linke, in Deutschland 1933 besiegt, hatte die Arbeiter in der großen Industrie für das revolutionäre Subjekt gehalten. Die Neue Linke, die 1968 in Erscheinung trat, ging in ihrer Strategie von der arbeitslosen Produktion in der vollautomatischen Fabrik, also vom Ende der Wertschöpfung und der kapitalistischen Warenproduktion aus und setzte ihre Hoffnung in jene Massen, die von den Herrschenden ernährt werden müssen. Bei fünf Millionen offiziellen und acht Millionen reellen Arbeitslosen allein in der vereinigten Besatzungszone Deutschlands kein unrealistischer Ansatz.

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