Der Deutsche Joseph Ratzinger wurde zum Bischof von Rom gewählt. Daraufhin eröffnete die „Bild-Zeitung“ am 20. April 2005 mit der schlagenden Zeile: Wir sind Papst!
Das Deutsche Kolleg, als Denkorgan des Heiligen Deutschen Reiches schon immer überpäpstlich, ist erfreut ob der Gefühlsanwallung, nach der nun alle Deutschen Papst sind. Überhaupt sind wir Deutschen stets päpstlicher als jeder Papst gewesen, was nicht nur zu Arius, Luther und Hegel, zu Hitler, Heidegger und Carl Schmitt führte, sondern auch zu den ungezählten deutschen Fachpäpsten für alles und jedes. Deutschsein heißt, eine Sache um ihrer selbst willen zu tun.
Am Vorabend des 116. Geburtstages Hitlers, des ewigen Maledikt, schenkten die Deutschen der Welt also einen 16. Benedikt mit auffallend ruhigem Duktus des Denkens, der aber gleichwohl christlicher Fundamentalist ist. Damit hat, nach Judaismus und Islamismus, auch das Christentum das fundamentalistische Hitzestadium erreicht; der im 20. Jahrhundert nicht entschiedene und theologisch grundierte Weltbewußtseinskrieg steht nun zur Entscheidung an; am Hitlerjungen aus Marktl am Inn scheiden sich bereits die Geister.
Der jetzige deutsche Papst war schon der Kopf hinter dem vorherigen polnischen Papst, dem ein großes Verdienst bei der Aufwiegelung der Polen zum Aufstand gegen das kommunistische Weltsystem zugeschrieben wird. Sollte Benedikt XVI. den Ehrgeiz haben, an geschichtlicher Bedeutung mit Johannes Paul II. nicht nur gleichzuziehen, sondern ihn darin zu übertreffen, bleibt ihm nur eines zu tun, nämlich die Völker der Welt zum Aufstand gegen das kapitalistische Globalsystem aufzustacheln und so dessen Sturz herbeizuführen. Eine schöne christliche Forderung wäre doch die Wiedereinsetzung des Zinsverbotes; sofort könnte auch der Dialog mit dem Judentum beendet und die Judenmission energisch wiederaufgenommen werden. Mit diesen historischen Aufgaben erhielte die überfällige Abschaffung des Papstes eine letzte Frist.