Erklärungen 27. April 2006

Die verkehrte Emanzipation


Während die BRD-Verwaltung über weitere tiefgreifende Eingriffe in die Gemeinschaften mittels Kinderzwangsaufenthalt in Bewahranstalten und bezahlter Entväterlichung debattiert1, entlarvt die Tagesschausprecherin Eva Herman die neuzeitliche Emanzipation als „fatalen Irrtum” und Zerstörungswerk2.

Tatsächlich hat sich die Bedeutung des Wortes Emanzipation umgekehrt. Aus der Entlassung des Sklaven oder Sohnes in die Eigenständigkeit3 ist die Selbstbefreiung geworden, aus einem Gnadenakt wurde so ein Rechtsbruch. Denn jede Entpflichtung verletzt das Recht eines anderen – die der emanzipierten Frau das der Ehe und Familie. Der Verrat an der eigenen substantiellen Bestimmung aber ist nur um den Preis eben jener festgestellten Selbstzerstörung zu haben.

Der Mann hat … sein wirkliches substantielles Leben im Staate, der Wissenschaft und dergleichen, und sonst im Kampfe und der Arbeit mit der Außenwelt und mit sich selbst, so daß er nur aus seiner Entzweiung die selbständige Einigkeit mit sich erkämpft, deren ruhige Anschauung und die empfindende subjektive Sittlichkeit er in der Familie hat, in welcher die Frau ihre substantielle Bestimmung und in dieser Pietät ihre sittliche Gesinnung hat.Hegel, Grundlinien der Philosophie des Rechts, § 166

Die im „Kommunistischen Manifest“ geforderte Auflösung der bürgerlichen Familie, einst das antikommunistische Schreckensbild schlechthin, vollzieht sich im entwickelten Kapitalismus selbst. Die Frauenemanzipation ist Bannerträger der Vergesellschaftung von Gemeinschaft, ihre Maximalforderung ist die der Anerkennung der Haushalts- als Lohnarbeit, mit der der eigene Mann als Ausbeuter erscheint. Die Emanzipation verendet in der absoluten Verelendung, in der die ungezogenen Kinder zuerst unbrauchbare Arbeitskäfte und schlechte Eltern abgeben und mit den ungeborenen Kindern der letzteren die Arbeitskräfte schließlich ganz verschwinden.

Die natürliche Auflösung der Familie dagegen, wenn die Kinder flügge, entläßt diese als Freie in die bürgerliche Gesellschaft, in der sie Kinder des Staates bleiben. Mit dem Übergang der natürlich-substantiellen Sittlichkeit der Familien in die reflektierte der bürgerlichen Gesellschaft und schließlich in den Staat als Wirklichkeit der sittlichen Idee ist der positiv unendliche Prozeß des Lebens in der Sphäre des objektiven Geistes erfüllt. Dem Vernünftigen und damit der eigenen Bestimmung ist Genüge getan. Die Gewißheit aber, das Vernünftige getan zu haben, ist die Glückseligkeit.

Die wachsende Automation der Haushalte leistete dem Zerfall der Familie scheinbar Vorschub, denn die freigewordene häusliche Arbeitskraft stand nun der von der Demokratie idealisierten Vermietung am Markt und der Zerstreuung4 zur Verfügung. Aber dem Selbstzweck der Familie geweiht, verheißt die häusliche Technik für die Zukunft, den um unserer selbst willen notwendigen Kindersegen bestens zu fördern.

Nicht die Eröffnung weiterer Kinderbewahr- und Pflegeanstalten steht also auf der Tagesordnung, sondern das Gegenteil: die Heimholung der Kinder und der Alten. Nicht die Stützung der Lohnarbeit von Frauen löst ein Problem des arbeitslosen und fehlernährten Landes, sondern deren Gegenteil: Vorwärts an den verwaisten Herd. Nicht die verkehrte Emanzipation ist das große Abenteuer des Lebens, sondern deren Gegenteil: Die Remanzipation, die Aushändigung und Überantwortung an einen anderen, in dem ich mein wirkliches sittliches Selbst erkenne und als ein anderer wiederkehre.

Deutsches Kolleg
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