Erklärungen 7. Februar 2007

Anti­fa­schis­tische Er­klärung


Eine antifaschistische Erklärung abzugeben in dem Sinne, nur sich selber gegen den Faschismus zu erklären, ohne aber den Faschismus zu erklären, das wäre ein eitles Unterfangen nach der Art der herrschenden BRD-Ideologie, die aus der Verteufelung ihrer geschichtlichen Vorgänger eigene Legitimität herbeizureden sucht. Außerdem erhöht das die Faszination des Faschismus, die er in den kollabierenden parlamentarischen Demokratien des Westblocks offensichtlich gewinnt. In der Erwartung, daß die alte Parole der 68er Wortergreifung – »Kapitalismus führt zum Faschismus, Kapitalismus muß weg!« – bald wieder aktuell werden wird, sieht das Deutsche Kolleg sich zu jener allein glaubwürdigen Erklärung gegen den Faschismus veranlaßt, die in der Erklärung des Faschismus liegt.

Wie alle Revolutionen Konterrevolutionen hervorrufen, so haben auch die von der kapitalistischen Revolution heimgesuchten Völker mit konterrevolutionären Bewegungen reagiert, – in Frankreich, Italien, Spanien, Portugal, Argentinien, Rußland und andernorts. In Deutschland als dem höchstentwickelten Land und Inneren Reich Europas geschah das am frühesten und auf philosophischer Höhe, hier waren die wegweisenden Denker Schopenhauer, Nietzsche und Heidegger, in der Zwischenkriegszeit dann die Köpfe der Konservativen (Konter-)Revolution, allesamt Naturalienphilosophen, deren Menschenbild eine pessimistische Ethik entweder des Mitleids mit der menschlichen Schwäche oder der Verherrlichung der menschlichen Stärke hervorrief und deren vorpolitisches Denken sich auf die Naturalformen von Welt, Wille, Gewalt und Macht konzentrierte. Damit war die philosophische Grundlage einer Konterrevolution des Denkens und Handelns gelegt. Konterrevolutionen sind Umkehrungen wesentlicher Verhältnisse in den Gemeinwesen derart, daß alte und tieferstehende Verhältnisse wesensbestimmend werden. Solcherart Konterrevolution war der Faschismus.

Der Faschismus kam allerdings im Deutschen Reich praktisch nicht zum Zuge, sondern nur in den katholischen Ländern, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts den Durchmarsch des Liberalismus über sich hatten ergehen lassen. Deutschland erwies sich gegen den Faschismus so resistent wie zuvor gegen den Liberalismus. Deutschland erlebte den völkisch-nationalen Sozialismus, der sich auf Grund von Hitlers Bündnis mit dem faschistischen Italien konterrevolutionär beschmutzte. Aber im Kern war dem deutschen Nationalsozialismus – durch seine völkisch-nationalrevolutionäre Grundausrichtung, durch die Deutsche Arbeitsfront und den Reichsarbeitsdienst – die antikapitalistische Revolution gelungen.

Der Faschismus des 20. Jahrhunderts fand seine klassische Ausprägung in Italien. Er war eine römische Diktatur, aber keine orientalische Despotie. Damit zeigte er sich als antikapitalistische Konterrevolution des antiken Typs – ein Grab der Völker und eine Überhöhung des Staates zum Imperium. Mussolinis Faschismus beruhte nicht auf dem völkischen Prinzip, weil die Bewohner der apenninischen Halbinsel seit der römischen Kaiserzeit wegen des imperialen Imports fremder Arbeitskräfte kein Volk mehr sind und auch im 19. Jahrhundert kein italisches Volk wiederauferstand.

Diktatur ist bei republikanischer Staatsform im Falle des Staatsnotstandes unvermeidlich und in den Verfassungen vorgesehen. Die konstitutionelle Monarchie als Staatsform bedarf keiner Diktaturregelung, wenn der Regierungschef nicht von der Parlamentsmehrheit, sondern vom Monarchen eingesetzt wird. Daß in Deutschland die Regierung Hitler die Gestalt einer Diktatur annahm, war Schuld der von den Siegermächten des Ersten Weltkrieges völkerrechtswidrig erzwungenen republikanischen Staatsform nach der Weimarer Reichsverfassung. Eine starke Mitschuld an der diktatorischen Form der Regierung Hitler traf die parlamentarischen Demokraten der Weimarer Republik, die den Notverordnungsartikel der aufgezwungenen Reichsverfassung mitbeschlossen und zuvor selber mehrfach als Diktaturvollmacht genutzt hatten. Hitler selber verstand sich nicht als Anti-Demokrat, sondern richtigerweise als Gegner der parlamentarischen Regierungsform und direktdemokratischer Volksführer. Der einzige Deutsche, der ihm in der Nachkriegszeit in dieser Rolle hätte nachfolgen können, wäre Rudi Dutschke gewesen.

Der Faschismus war die antike Konterrevolution, der Kommunismus die asiatische Konterrevolution gegen den Kapitalismus im 20. Jahrhundert. Mussolini trat konsequenterweise als römischer Diktator auf, Stalin ebenso folgerichtig als orientalischer Despot. Mussolini arbeitete seine Proskriptionslisten ab und begann, die Provinzen des Imperium Romanum zurückzuerobern. Stalin führte in Rußland die Zentralverwaltungswirtschaft ein, ganz wie ein ägyptischer Pharao, nur auf Grundlage industrieller ursprünglicher Kapitalakkumulation. Beide Herrschaftssysteme waren keine progressiven Durchgangsstadien zu etwas geschichtlich Höherem, sondern Rückfälle, geschichtliche Verschnaufpausen oder Delirien. Hegel sagte dazu: In der orientalischen Despotie ist einer frei (der Despot), in der klassischen Antike sind es einige (Eupatriden, Patrizier etc.).

Deutsche Denker wie Kant, Fichte, Hegel und Dutschke sind durch ihren Geschichtsprogressismus an historischen Konterrevolutionen desinteressiert und durch die systematische Basierung der Philosophie des objektiven Geistes auf dem Begriff des Rechts theoretisch-systematisch gegen jedes Absinken in den Faschismus immunisiert. Das Deutsche Kolleg setzt diese Tradition fort und denkt den Organismus des Volkes nicht naturalistisch, sondern als Person und damit auch den Staat als Nation, aber nicht als formelle Nation (Willensnation), sondern als reelle Nation (Nationalstaat), als souveräne Gemeinschaft von Abstammung, Sprache und Schicksal, nicht als Gesellschaft .

Die Verfassung des reellen Nationalstaates beschreibt die Volksgemeinschaft als Organismus. Dadurch ist die Verfassung zunächst eine Realverfassung. Sie vereinigt das wirkliche arbeitsteilige Zusammenwirken der Besitzergemeinschaft aller Volksgenossen zu dem beseelten, einen Gemeinschaftszweck verfolgenden Apparat der öffentlichen Gewalt zwar nicht zu einer Person, aber zu einem Besitzer. Dieser ist in um so besserer Verfassung, je leichter und kraftvoller er als Gemeinschaft wirkt, je mehr er an einen tierischen Organismus erinnert, an ein starkes Raubtier wie Adler oder Löwe, die beliebtesten Symboltiere des Staatsorganismus, den der staatsbürgerliche Gesamtverband aller Volksgenossen bildet. Die Frage der Verkehrsform und also der Rechtlichkeit, die die öffentliche Gewalt zu einem konkret-allgemeinen Rechtssubjekt und damit zum Staat macht, ist damit noch nicht berührt.

Dem Staat als objektivem Geist stehen zu seiner Selbstbegreifung und Selbstdarstellung nicht nur die Ideen des Lebens, des Erkennens und des Handelns und die absolute Idee zur Verfügung, sondern auch die naturphilosophischen Bestimmungen des animalischen Organismus, des Individuums mit seiner Krankheit und seinem Tod. Den Staat als Naturalie, d.h. als Verfassung, zu beschreiben geht also nicht ohne den Organismus-Begriff. Nietzsche und alle anderen Naturalienphilosophen nach Hegel haben den Staat als kältestes aller Ungeheuer, als Lebenselan, als Starkes gegen alles Schwache, als Übermensch u.ä. beschrieben. Auch das humanistische Menschenbild begreift den Staat nur natural, nur als Humanorganismus, ganz wie das rassistische. Der Rassismus ist allerdings differenzierter als der Humanismus, weil er wenigstens die Elementarunterschiede innerhalb der Menschheit berücksichtigt.

Hegel und Hitler bleiben unbegreifbar, solange man das politische Menschenbild Hegels und das naturalistische Menschenbild Hitlers, somit Verkehrsform und Naturalform, nicht unterscheidet und nicht ihre Einheit in der Rechtsform herstellt. Und gar, wie derzeit üblich, den historischen deutschen Nationalsozialismus mit dem italienischen Faschismus gleichzusetzen, versperrt gänzlich den Blick auf die historische Logik. Das ganze gegenwärtige, unendlich-gedankenlose Gerede über Faschismus und Gesellschaft, das Faschismus nicht von Nationalsozialismus und Gesellschaft nicht von Gemeinschaft unterscheiden kann, verurteilt das Deutsche Kolleg ein für alle Mal – und den Faschismus selber sowieso!

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